Kürzlich nahm ich an einem Kiezspaziergang durch unsere Nachbarschaft teil. Unter anderem wurde darauf hingewiesen, dass das ehrwürdige alte Gebäude der jetzigen Volkshochschule nach Sebastian Haffner benannt wurde, weil dessen Vater dort Schuldirektor war und er dort aufgewachsen ist. Das brachte mir ein Buch in Erinnerung, dass ich vor vielen Jahren gelesen hatte: "Sebastian Haffner- Geschichte eines Deutschen- Die Erinnerungen 1914-1933".

Aus eigener Erfahrung und Betroffenheit schildert Haffner die Veränderungen im privaten Umfeld. Wie das Gift der Nazis langsam in die hintersten Winkel des Familienlebens sickert. Wie deren Ideologie Wirkung nicht nur politisch und gesellschaftlich sondern bis in das Privatleben hinein entfaltet. Er schreibt nicht aus der Position eines Verfolgten sondern der eines stillen Beobachters.
Wer gern mal Zeitzeugen fragt: "Wie konntet ihr das zulassen? Warum habt Ihr nichts getan?" Der findet in diesem Buch Antworten. Ich zumindest hatte nach der Lektüre das Gefühl, dass ich wohl unter den damaligen Umständen auch nicht der Mutigen Eine gewesen wäre.
Dieses Buch sollte m.E. Pflichtlektüre in den Oberstufen der Schulen werden. Es ist nicht nur gelebte Geschichte, sondern Spiegel der Zeit in der wir leben und der Verführungen, denen wir alle gelegentlich anheimfallen. Parallelen zu heutigen politischen Entwicklungen sind auffallend.
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