Donnerstag, 12. Januar 2017

Ihr wollt wissen, was in den USA abgeht?


T.C. Boyle lässt uns ein wenig in die Seele der USA abseits von Glamour und Hollywood blicken. Hier geht es nicht um "Yes we can" um "Change" oder eine bunte Regenbogengesellschaft. Hier sind wir in der Weite Amerikas, dem Land des weissen Mannes. Des wuetenden weissen Mannes. Hier zählt "This land is my land" und "I stand my ground". Das Verständnis von persönlicher Freiheit geht hier so weit, dass die Arbeit der Polizei als unzulässige Einmischung in persönliche Angelegenheiten empfunden wird.

Adam, der tragische Held des Romanes, ein Kind der Wohlstands-gesellschaft, ist längst ein Aussenseiter geworden. Er träumt sich in den Wilden Westen hinein und eifert seinem Idol John Colter nach, der sich gegen alle Feinde verteidigen kann und dem Schicksal immer wieder ein Schnippchen schlägt. Wie er fuehrt Adam ein einsames Leben ausserhalb des gesellschaftlichen Rasters. Anders als ein Held erträgt er sein Dasein jedoch fast nur vollgedröhnt und hat sich in den Bergen eine Hanfplantage angelegt. Jede Begegnung mit der "normalen" Welt endet gewöhnlich im Chaos, weshalb er nur selten Kontakt sucht. Eine Liebesaffäre mit einer Gleichgesinnten, die ihren eigenen Krieg gegen die Behörden fuehrt aber noch nicht aus der Welt gefallen ist, bringt ihn punktuell wieder mit der Gesellschaft zusammen. Mit Sara verbindet ihn Sex und der gemeinsame Hass auf die Ordnungsbehörden.  Weil sie "keinen Vertrag mit dem Staat" und ihr Auto nicht ordnungsgemäss angemeldet hat, wurde dieses bei einer Polizeikontrolle ebenso konfisziert wir ihr Hund, der in ein Tierheim gebracht wurde. Die Befreiung ihres Hundes hat fuer sie oberste Priorität und Adam wird zum Unterstuetzer. Ein widerrechtlicher Befreiungsversuch, befeuert von Adams gewalttätigem Hass fuehrt endgueltig ins Chaos.

Adams innere Wut, die ausweglosen Situationen, in die er sich immer wieder hinein manövriert hat und ein zunehmender Realitätsverlust steigern seine Gewaltbereitschaft und befeuern die Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Die Staatsgewalt ruestet auf und es kommt zum finalen Showdown.

Meisterhaft beschreibt T.C. Boyle die Schule der Gewalt. Hier lernen wir die Persönlichkeiten und die Gemuetszustände kennen, die zu den gewalttätigen Endladungen fuehren, von denen wir mit Entsetzen in den Medien hören. Die Frage, wie viel Freiheit und wie viel Individualismus eine Gesellschaft aushalten kann und muss, drängt sich auf. Der Härtetest fuer unsere deutsche Gesellschaft hat mit immer brutaleren Gewaltexzessen, der Fluechtlingswelle, dem Terrorismus, den Reichsbuergen, dem wiederkehrenden Nationalismus wohl gerade erst begonnen.


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