Die beiden Protagonistinnen: selbstbewusste Frauen, ehrgeizig, künstlerisch veranlagt, erfolgreiche Geschäftsfrauen, beide jahrelang in unglücklichen Beziehungen. Beide geprägt von einem brutalen, ungerechten Gesellschaftssystem und Rassismus. Jede auf ihre Weise, denn sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Hortensia ist schwarz, Marion weiß. Hautfarbe hat in beider Leben eine maßgebliche Rolle gespielt. Aber auf unterschiedlichen Seiten in der südafrikanischen Gesellschaft. Hortensia hat die Herabwürdigung, die Verachtung und Beleidigungen zu spüren bekommen, Marion hat sie arrogant und von oben herab ausgeteilt. Die eine hat den Kopf trotz der Ablehung und Ausgrenzung hoch getragen, die andere hat sich vor der eigenen Verantwortung für Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeit geduckt.
Nun ist das Leben über beide Frauen hinweg gegangen. Sie sind einsam, alt und verbittert. Nicht mehr zu ändernde Fehlentscheidungen und Unzulänglichkeiten ihres Lebens belasten ihre Seelen. Neid und Gehässigkeit richten sich gegen alles und jeden und treiben beide an, sich gegenseitig als Nachbarinnen das Leben schwer zu machen. Zeitgleich geraten sie in schwierige Lebenssituationen. Marion droht aufgrund der Schulden ihres verstorbenen Mannes ihren gesamten Besitz zu verlieren. Hortensia wird nach dem Tod ihres Mannes mit dessen skurrilem Testament konfrontiert, das unangenehme Wahrheiten zutage fördert und ihr viel abverlangt. Nach einem Sturz ist sie auf fremde Hilfe angewiesen. Marion überlegt derweil, wie sie ein wertvolles Gemälde vor den Gläubigern verstecken kann. Bei Hortensia?
In dem Wissen, dass ihre Nachbarin Marion einst das Haus entworfen hat in dem Hortensia nun lebt, und in dem diese am Liebsten selbst wohnen möchte, gibt Hortensia umfangreiche Umbauarbeiten in Auftrag um die verhasste Nachbarin zu treffen. Ein angerückter Kran beschädigt versehentlich Marions Haus so stark, dass diese in ein herunter gekommenes Gästehaus umsiedeln muss.
In gehässiger Absicht überredet Hortensia ihre Nachbarin vorübergehend bei ihr einzuziehen, nachdem sie alle Pflegekräfte rausgeekelt und niemanden hat, der für sie sorgt. Aber auch Marion hat üble Hintergedanken, als sie schließlich zustimmt.
Beide versuchen sich gegenseitig das Leben so schwer wie möglich zu machen. Die bissigen Dialoge der alten Damen schwirren wie Pfeilspitzen hin und her. Aber die sich in böser Absicht gegenseitig an den Kopf geworfenen Bosheiten bringen auch Wahrheiten zu Tage, die lange verdrängt wurden. Entgegen dem eigentlichen Ansinnen nähern sich die beiden Frauen an. Erstmals sprechen sie über ihre tief empfundenen Enttäuschungen, über Versäumnisse, Verletzungen und Kränkungen, die sie nie überwunden haben. Nun wird deutlich, beide Frauen sind sich trotz aller Gegensätze ähnlich, sie beide tragen die Narben der gesellschaftlichen Spaltung und der gescheiterten Beziehungen in sich. Entwickelt sich da eine Freundschaft? Ganz sicher nicht im klassischen Sinne, aber für die beiden Frauen so viel Freundschaft, wie ihnen möglich ist.
Auf 263 Seiten erzählt Yewande Omotoso die Lebensgeschichte dieser Frauen, die jede auf ihre Weise in einem Unrechtssystem wirtschaftlich aufgestiegen und persönlich gescheitert sind. Sie entlarvt die Grausamkeit der von Diskriminierung und Rassentrennung geprägten Gesellschaft und schreibt über das Zusammenleben von schwarz und weiß früher und heute in Südafrika. Anschaulich, menschlich, ohne erhobenen Zeigefinger oder Aggression lernen die Leser viele Facetten eines Lebens mit Rassismus und Ungerechtigkeit und dessen Nachwirkungen kennen.Wer auf Friede, Freude, Eierkuchen am Ende hofft, der sieht sich getäuscht. Trotz niedrigschwelliger Annäherung bleiben beide Frauen sich treu, nämlich: bissig!