Montag, 7. Oktober 2019

Die Geschichte der Bienen- von Maja Lunde

Der Klimawandel ist in aller Munde. Dank Greta Thunberg mehr als je zuvor. Endzeitszenarien werden uns täglich in den Medien vor Augen geführt. Den Bildern von verhungernden Eisbären, verbrannten Urang-Utans und anderen leidenden, aussterbenden Kreaturen kann man kaum entkommen. Das Sterben der Bienen ist seit Jahren eine wiederkehrende Nachricht.

Wie aber wirken sich die Katastrophen auf jeden einzelnen aus?  Wie sieht unser tägliches Leben aus, wenn unsere Umwelt sich weiter verändert. Wie werden sich die Gesellschaften, die Arbeitswelt, die Familienverbände ändern?

Mit der Geschichte der Bienen ist auch die Geschichte der Menschheit verbunden. In 3 verschiedenen Zeitepochen schildert die Autorin das Leben mit, von und ohne Bienen. Der Leser bekommt Einblick in die fast industrielle Nutzung der Bienen für die Honigproduktion im 21. Jahrhundert und die Mühen des amerikanischen Imkers George, sich der industriellen von der Agraindustrie dominierten Ausbeutung der Natur zu unterwerfen und seinen Sohn davon zu überzeugen, den Familienbetrieb weiterzuführen.  Das mysteriöse Bienensterben bedroht seine Existenz. Im 19. Jahrhundert scheitert in England William als Forscher und verzweifelt an seinen vergeblichen Versuchen, seinem Mentor zu imponieren und dessen Anerkennung zu gewinnen. Eine großartige Erfindung, mit der Honig schonend und bienenfreundlich gewonnen werden kann, scheint die Wende zu bringen. Kurz vor dem Ende des 21. Jahrhunderts lebt Tao in China in einer Welt ohne Bienen. Mit den Bienen ist der Wohlstand verschwunden und die Nahrungsmittelversorgung auf der Welt kollabiert. Auf der Suche nach ihrem entführten Kind stößt Tao auf ein Wunder.

Als roter Faden ziehen sich durch alle Epochen die Folgen des menschlichen Handelns, das die Kultivierung und Ausbeutung der Natur bis zum Zusammenbruch vorantreibt. Die drei Erzählstränge, die jeweils das Wohl und Wehe der Protagonisten und ihrer Familien zeitgenössisch und auf verschiedenen Kontinenten darstellen, sind nicht nur spannende Menschen- und Zeitbilder sondern machen deutlich, dass es globale Zusammenhänge gibt und der Grundstock für die heutigen Umweltprobleme mit dem voranschreitenden Verlust der Biodiversität, bereits vor Jahrhunderten begonnen hat und noch immer anhält. Die Autorin zeichnet ein Bild unserer verarmten Welt, wie sie sich vielleicht in wenigen Jahrzehnten entwickeln wird.  Im Buch wird ein Bogen gespannt von 1852 über 2007 bis zum Jahr 2098.

Die Geschichten sind mitreißend und gut erzählt, mit den Charakteren kann man mitfühlen und ihre Nöte verstehen. Die Autorin schafft es einen kritischen Blick auf die unterschiedlichen Zeitebenen und das jeweilige menschliche Handeln und seine Folgen ohne erhobenen Zeigefinger zu werfen. Das Buch ist leicht zu lesen und bleibt stets spannend. Dennoch wirft es Fragen über unseren Umgang mit der Natur und die Verantwortung der Generationen füreinander und für die Zukunft auf.

Kurz: Leselust!