Berlin
ist eine großartige Stadt. Schon immer war ich hier gern zu Besuch,
habe natürlich die Standardsehenswürdigkeiten alle aufgesucht. Und das
Brandenburger Tor, Unter den Linden, den Kudamm usw. besuche ich noch
heute immer wieder gern.
Nun
wohne ich seit über zwei Jahren in dieser weltoffenen, lebendigen Stadt
und entdecke immer mehr interessante Orte. Und es kommen stetig neue
dazu. Wie im letzten Jahr das Haus der amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa
Parks oder die Street Art Installation THE HOUSE.
Als
Besucher erfährt man kaum von all den faszinierenden Orten, die Berlin
in petto hat. Aber, Hilfe ist in Sicht: es gibt bereits einige
"Reiseführer", die einen anderen Fokus haben als die traditionellen
Marcó Polos, Meridians usw. und die vor allem den Wissensdurst der
Neugierigen und Geschichts- und Geschichteninteressierten stillen. Fünf
empfehlenswerte Berlinführer stelle ich hier vor:

Auf
230 Seiten werden Orte in Berlin und ihre besonderen Geschichten
beschrieben. Aus lange vergangenen Tagen, aber auch aus wilden Zeiten
und politisch unruhigen Tagen. Da findet das Sound, in dem David Bowie
in den wilden 70ern verkehrte, ebenso Erwähnung, wie ein Coup der
westdeutschen Zeitung Tempo, die eine Ausgabe mit "staatsfeindlicher"
Satire in die damals streng abgeschottete DDR schmuggelte.
Ungewöhnliche Geschichten von Prominenten wie Louis Armstrong, Henny
Porten, Jessie Owens, Lilli Marlen, vom Geschäftsmann Bolle und überraschendes von der Bötzowbrauerei bis zur Mulackritze, von Hitlers
Nero Befehl über Berlin und 5 Wochen Anarchie im Lenné Dreieck bis hin
zum nationalsozialistischen Puff mit staatlich bezahlten, parteitreu
gesinnten Dirnen, von eingemauerten Geliebten und Meisterdieben und
vielem anderem ist zu lesen. Stadtpläne weisen die beschriebenen Orte
aus und machen das "Nachwandern" bzw. Aufsuchen der Orte möglich.
Ich bin kein Berliner- ein Reisefuehrer für faule Touristen
Wer
sich Berlin und den Eigenarten der Berliner humorvoll nähern möchte,
der findet in Wladimir Kaminers Reiseführer lustige Anekdoten aus dem
Stadtleben und über den Homo Berlinensis ebenso wie Informationen über
Ausflugsziele, Gaststätten, Mode, Touristen, Kriminalität uvm. Die
Eigenarten der berüchtigten Prenzlauer Mütter, der Berliner Türken
und der russischen Diaspora bringt der Autor in der ihm eigenen
komödiantischen Art auf den Punkt. Selbst wenn man Berlin nicht besuchen
möchte, ist dieses 250 Seiten starke Buch eine amüsante Lektüre
(vielleicht im Urlaub auf Malle :-D).

Amerikaner in Berlin
Die USA und Berlin haben eine ganz besondere Beziehung zueinander. Und das nicht erst seit dem Besuch von John F. Kennedy oder Barack Obama. In diesem historischen Reiseführer werden viele US-amerikanische Persönlichkeiten und die Orte an denen sie gewirkt haben, vorgestellt. Das geht vom ersten Gesandten am Preussischen Hof bis zum heute in Berlin lebenden Schriftsteller Jonathan Franzen. Wer wusste schon, dass Buffalo Bill in Berlin seine Wild West Show aufgeführt hat. Oder das W.E.B. Du Bois, der berühmte Initiator der Bürgerrechtsbewegung von 1892 bis 1894 an der Humboldtuniversität studierte. Wer kennt schon Mildred Harnack, die an der Friedrich-Wilhelms-Universität lehrte, sich in der Widerstandsgruppe "Die rote Kapelle" engagierte und deswegen die einzige Amerikanerin war, die von den Nazis hingerichtet wurde? Und wer weiß, dass einer der bekanntesten Schlagersänger in der DDR, der Amerikaner Dean Reed, der "rote Elvis" war? Viel mehr erstaunliche Geschichten sind in diesem Reiseführer zusammengetragen. Vom gleichen Verlag Ch.Links sind noch weitere historische Reiseführer zu haben: "Das geteilte Berlin 1945-1990" und "Das politische Berlin".

Meine
neueste Errungenschaft ist dieses Buch von Dr. Mark Benecke. Ja, genau
der Benecke! Der abgedrehte, zutätowierte Kriminalbiologe aus dem
Fernsehen. Er führt uns in die Geschichte und Bedeutung der
Pharmaindustrie in Berlin ein. Dabei fördert er erstaunliche Fakten zu
Tage, nämlich z.B. was Chrystal Meth mit Schokolade zu tun hat, über
die Entdeckung von Bio-Viagra oder wie der Meister der Fehlschläge einen
bis heute erfolgreichen Arzneimittelkonzern aufbaute. Natürlich
dürfen spektakuläre Kriminalfälle auch nicht fehlen. Die Bedeutung der
Apotheken in der Medizin, lange bevor Ärzte die Halbgötter in Weiss
wurden, wird deutlich gemacht. Wer weiß schon, dass Theodor Fontane in
Berlin zum Apothekenhelfer ausgebildet wurde und zuletzt im Krankenhaus
Bethanien in Kreuzberg tätig war, wo man noch heute seine
Originalapotheke bewundern kann. Übrigens nicht die einzige im
ursprünglichen Zustand erhaltene Apotheke aus dem 19. Jhd, auf die
Benecke in seinem Führer hinweist. Benecke hat auf unterhaltsame Weise
viel Kurioses und Wissenswertes zusammengetragen.

von
David Wagner. Der Autor erzählt von seinen Wanderungen durch Berlin und
seinem Auge entgehen auch die kleinen und belanglosen Dinge nicht. Ein
bisschen wie Forrest Gump wandert er ziellos kreuz und quer durch die
Strassen bis hin zum Stadtrand und kommentiert kritisch das Gesehene und
die Veränderungen im Stadtbild. Das Buch richtet sich eher an Menschen,
die Berlin in Ruhe, abseits von den Touristenrouten kennen lernen oder
nur darüber lesen möchten. Ein paar Mal habe ich die Spur des Autors
für eine Weile aufgenommen und war erstaunt, wie viel ich ohne die
Lektüre übersehen hätte.
Noch eine Empfehlung für diejenigen, die nicht selbst die Spur aufnehmen sondern geführt werden möchten: Bellevue-Berlin bietet Themenführungen durch die Kunst-, Kultur- und Architekturgeschichte in Berlin und Potsdam an. Zu finden unter: http://www.bellevue-berlin.de/