Dienstag, 28. Juni 2016

DIE DEUTSCHSTUNDE -Revival-

Wozu doch so eine lange Nacht der Museen gut ist:

Am Wochenende sah ich im Sprengelmuseum zu Hannover ein Gemälde von Emil Nolde. Das erinnerte mich an eines meiner ewigen Lieblingsbücher "Die Deutschstunde" von Siegfried Lenz, das ich 1977 für mich entdeckte. In diesem Roman wird die Geschichte des Sohnes des Dorfpolizisten Jepsen erzählt, der in fanatischer Pflichterfüllung das Malverbot gegenüber dem expressionistischen Maler Nansen (deutlich an Nolde orientiert) durchsetzen will. Dem 10jährigen S
ohn Siggi ist der Künstler ein Ersatzvater, der ihm die Bedeutung von Freiheit und Kunst nahe bringt. Die Rettung der Gemälde vor dem Zugriff des Nazivaters wird dem Jungen zur Obsession. Als Insasse einer Hamburger Besserungsanstalt erzählt er seine Geschichte.



Siegfried Lenz versteht es wie kein zweiter die Geschichte aus düsterer Zeit mit Humor und Phantasie zu erzählen. Wir tauchen ein in die gemächliche Welt der Fischköppe zwischen Watt, Wind, Willkür und Deutschtum und Meer. Gruselige Gestalten und beängstigende Situationen bringen einem die "Impressionen" nahe, die den Maler inspirieren und den Jungen mitreißen. Und die wortgewaltige Beschreibung, mit der Lenz die Entstehung einiger Gemälde darstellt, ist wahrlich berauschend und hat mir (eigentlich Kunstbanausin, was moderne Malerei angeht), die Werke von Nolde näher gebracht.

Ich freue mich über diese Erinnerung und kann das Buch -und den Film von 1971- nur empfehlen, obwohl es alte Schinken sind.

So.... nun muss ich lesen gehen