Ich habe Harold Fry auf seinem Fußmarsch durch England von der Südküste bis an die Grenze Schottlands begleitet. Mit ihm bin ich durch sein Leben gepilgert. Ich habe von dem größten Schmerz in seinem Leben erfahren, habe Sprachlosigkeit und den Verlust der Liebe in seinem Leben mit ihm erlitten, von seinen tiefsten Kränkungen wie auch von seiner größten Schuld erfahren, die ihn zu dieser übermenschlichen Anstrengung, die ihn an seine körperlichen und geistigen Grenzen bringt, antreiben. Mit ihm habe ich einen Schmerz durchlitten, den nur Eltern nachempfinden können. Ich habe mit ihm gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, am Ziel einer langen, beschwerlichen Reise, getragen von dem Glauben an Wiedergutmachung, die Erleichterung und Vergebung zu finden, die man sich erhofft hat. Das Leben und die Erkenntnis nehmen ungeahnte Wendungen und sind unberechenbar. Aber auch unberechenbar gnädig. Und eine verloren geglaubte Liebe, ist am Ende nur verschüttet: unter Schmerz, Angst, Schuld, Unzulänglichkeit und Sprachlosigkeit. Wenn diese Trümmer beseitigt sind, ist die Liebe zurück. Stark und unverbrüchlich. Das ist es, was Harold Fry durch seine weite und entbehrungsreiche Reise erfährt: nichts ist für immer fort, nicht die Liebe und auch nicht der Schmerz und nicht die Trauer. Alles in allem, eine tröstliche Erkenntnis, die ihn zu seiner Frau, ins Leben und in die gemeinsame Zukunft zurück führt.
Rachel Joyce hat einen sehr erwachsenen Roman geschrieben, der vor allem Leser ansprechen wird, die schon viel Leben hinter sich haben und mit der Gewissheit weiter leben, dass der größere Teil der Reise hinter ihnen liegt und der kleinere nicht vergeudet werden sollte.